Tuesday, 18 May 2010

Heisse Phase im Kampf um die Finanztransaktionssteuer

Nachdem sich gestern der Finanzausschuss des Deutschen Bundestages in einer von Grünen, SPD und Linken geforderten Sitzung mit der Einführung einer Finanztransaktionssteuer beschäftigte, beschäftigen sich heute die Euro-Finanzminister und morgen gar die Finanzminister der ganzen EU mit dem zu Recht aktuell sehr heissen Thema. Auch wenn auf EU-Ebene die große Auseinandersetzung wohl mit dem britischen Finanzminister und seiner Regierung ausgefochten werden muss, bevor ein Einstieg in die Beteiligung der größten Profiteure der Krise an den Kosten des Gemeinwesens gelingen kann, ist innerhalb Deutschlands die Politik unverkennbar in Bewegung geraten.

Während die Kanzlerin die Finanztransaktionssteuer am Wochenende beim DGB noch als das falsche Mittel abgelehnt hat, stellen sich Horst Seehofer und die CSU, also ein Koalitionspartner voll hinter die Idee, die auch in Teilen der Unionsfraktion durchaus schon eine zunehmende Anzahl von Unterstützern findet. Die Opposition ist sowieso geschlossen dafür, für die Grünen sitzt sogar der ehemalige Attac-Aktivist Sven Giegold primär aus diesem Grund im Europaparlament. Der Widerstand innerhalb der Regierungskoalition bröckelt also merklich und mit zunehmender Geschwindigkeit.

Sollte, was wünschenswert ist, die Dynamik ausreichen, um in Deutschland und in der EU eine Finanztransaktionssteuer einzuführen, dann würde Europa wieder ein Stück weit seinen Rückstand gegenüber den USA aufholen, die mit der Aufspaltung der Banken in das klassische Kundengeschäft und Investmentbanking/Eigenhandel einen richtigen und notwendigen ernsthaften Schritt vorgelegt haben.

Sowohl die Finanztransaktionssteuer als auch die Aufspaltung der Banken sind notwendige Maßnahmen und sollten beide in Europa und Nordamerika umgesetzt werden, damit Banken einerseits an den Kosten dieser Krise und zukünftiger Krisen beteiligt werden und damit andererseits keine Bank mehr so systemrelevant ist, dass sie vom Staat bzw. den Steuerzahlern gerettet werden muss, wobei Investmentbanken ihr eigenes Risiko tragen müssen, einschließlich der Insolvenz. Auch die Einführung einer europäischen, staatlich finanzierten Ratingagentur ist in diesem Zusammenhang dringend geboten.

Vom Erfolg dieser Maßnahmen hängt auch ab, inwiefern die Politik noch glaubwürdig machen kann, dass sie die Interessen der Wähler VOR den Interessen der Wirtschaft bzw. einzelner großer finanzkräftiger und PR-aktiver Unternehmen und Branchen wahrnimmt und nicht nur die Symptome der Krise, sondern auch ihre Ursachen erkennt und diese anzupacken gewillt ist.

Bei aller berechtigter Skepsis gegenüber Banken und der Finanzdienstleistungsbranche insgesamt, muss beim gesamten Maßnahmenpaket der Bankenregulierung auch darauf geachtet werden, dass mit Augenmaß vorgegangen wird und dass diejenigen Banken, die umsichtig, nachhaltig und vernünftig gewirtschaftet haben und wirtschaften und nicht am Zustandekommen der Krise beteiligt waren, weniger belastet werden. Daher sind auch Abgaben, die von eingegangenen Risiken und der Quote an zur Spekulation eingesetztem Eigenkapital abhängen, von großer Wichtigkeit, um im System die richtigen Anreize zu setzen und Modelle wie lokal tätige Genossenschaftsbanken oder auch die international tätige Svenska Handelsbanken nicht im gleichen Umfang wie die Verursacher der Krise zu belasten.

Wednesday, 12 May 2010

Estonia to join Eurozone on 1 January 2011

Having received approval from both the European Commission and the European Central Bank on its bid to enter the Eurozone in January 2011, Estonia can now be expected to receive the final green light to join next month. This decision will undoubtedly raise eyebrows in some quarters, given the recent Euro crisis and emergency measures.

On close inspection, it however becomes clear that Estonia's fiscal, deficit and debt policies have been solid for most of the past two decades and that the country easily fulfills the criteria for adoption. Moreover, the decision to admit is historic in the sense that it will be the first country of the former Soviet Union adopting the common European currency, which, 65 years after the end of World War II, is a fitting symbol for a future Europe that is more united than ever.

While a country of 1.3 million may not seem a very significant addition to the Eurozone, it represents the first of a member in the Baltic Sea region since Euro coins were first introduced in 2002. As a consequence, once the current Euro crisis has passed, Estonia's entry into the Eurozone will likely contribute to a changing awareness in other Baltic countries trying to make up their minds about Euro adoption. These include not only obvious countries like Lithuania and Latvia, but more significantly, Denmark and Sweden as well. A Baltic Sea region with most countries sharing one currency will make an attractive prospect, which has just become more realistic with one more piece having been added to the mosaic.

Monday, 10 May 2010

Nach NRW-Wahl sind Steuersenkungen, Kopfpauschale und Laufzeitverlängerungen für AKWs vom Tisch

Danke, NRW! Auch wenn nach der spannendsten Wahlnacht seit langem noch nicht klar ist, wer in NRW die Regierung bilden wird, ist klar, dass Schwarz-Gelb enorme Einbußen zu verzeichnen hatte und über keine Mehrheit in NRW mehr verfügt. Somit verliert Schwarz-Gelb auf Bundesebene die Mehrheit im Bundesrat und damit die Fähigkeit, die zuvor von der Bundesregierung geplanten und von der Opposition heftig attackierten Steuersenkungen, Laufzeitverlängerungen für AKWs und die ohnehin auch in der Koalition umstrittene Kopfpauschale erfolgreich durch die Länderkammer zu bringen.

Kein Wunder also, dass heute bereits niemand mehr damit rechnet, dass diese in der aktuellen politischen Konstellation noch umsetzbar sind. Da die Initiativen wirtschafts-, finanz-, -umwelt- und gesundheitspolitisch gegen die Interessen der Bevölkerungsmehrheit gewandt waren, ist es auch nur folgerichtig, dass sie als Rohrkrepierer enden. Grünen-Vorsitzende Claudia Roth nannte das Ergebnis denn auch den "Anfang vom Ende von Schwarz-Gelb".

Während sich die FDP in NRW im Vergleich zum Ergebnis der Bundestagswahl vor 7 Monaten etwa halbierte, haben sich die Grünen von 6,2% auf 12,1% so gut wie verdoppelt. Den Bündnisgrünen kommt nun bei der Regierungsbildung eine Schlüsselrolle zu, wenn es nicht zu einer Großen Koalition kommen sollte.

Bis sich eine Regierungskoalition abzeichnet und das Ergebnis der Verhandlungen vorliegt, ist Spannung garantiert. Die SPD wird sich entscheiden müssen, mit wem sie zuerst Verhandlungen führt und ob sie sich lieber als Juniorpartner in eine Große Koalition begibt oder in einem Rot-Rot-Grünen Bündnis bzw. unter Rot-Grün toleriert von der Linken die Ministerpräsidentin stellt.

Für Jürgen Rüttgers dürften sich mit dem gestrigen Abend auch die Ambitionen auf das Amt des Bundespräsidenten endgültig in Luft aufgelöst haben. Dafür gibt es aber auch ohne Kandidaten, die sich früher mit Sprüchen wie "Kinder statt Inder" profilierten, noch genügend in Frage kommende herausragende Persönlichkeiten im Land.

Allies celebrate Victory Day in Moscow together for the first time in 65 years

65 years after the first Victory Day was celebrated on 9 May 1945, people in the countries of the former Soviet Union, particularly in the formerly occupied republics of Russia, Ukraine and Belarus, were out in force enjoying one of their favorite holidays. Traffic disruptions and restricted freedom of movement due to security measures aside, this was particularly true for Moscow, where the main Victory Parade was held, even if Kiev, Minsk and just about every major city traditionally is putting on a parade in its own right.

While the parade on Red Square was an unabashed show of military force and technology for Russia, it at the same time differed in important respects from the usual procedure:

Not only did detachments of honor guards from the former Allies and now NATO members from the United States, the United Kingdom and France march in the Victory Day parade on Red Square for the first time in decades, but they were joined by a further detachment of Polish soldiers. After the plane crash disaster of Smolensk, this is a further significant gesture towards Russian-Polish reconciliation and a recognition of Polish losses during the war and contributions to the Anti-Nazi war effort.

Last but not least, German chancellor Angela Merkel not only attended the Victory Day parade, but also was given a place of honor on Russian prime minister Vladimir Putin's right side. While Russian-German relations have been friendly, constructive and mutually beneficial for years, for Russia to demonstratively stand shoulder to shoulder with the representative of Germany at the Victory Day parade in Moscow is, in historical perspective, perhaps one of the most remarkable achievement of reconciliation conceivable. If one had asked Russians in 1945 about this possibility 65 years in the future, the notion would have seemed laughable or offensive. However, this vision has become a reality through many important steps including the return of the last German POWs in 1955, Willy Brandt's Ostpolitik including his Warsaw genuflection, German society and its government actively and openly dealing with its history and Mikhail Gorbatchev making a peaceful revolution in the GDR and German reunification possible, to name but a few.

If this spirit of unity and reconciliation between the former Allies and Germany can be sustained, it will stand as the truly final victory against fascism and the world war and as a legacy for future generations to uphold.

Wednesday, 5 May 2010

UK election may force the Tories to adapt Eurosceptic stance

With a Labour victory and Gordon Brown's reelection looking highly unlikely as voting is underway, it is not yet clear what kind of new government, Tory or coalition as a result of a hung parliament, will be formed. With Gordon Brown stating that he will take full responsibility for Labour's election result, what has become absolutely clear is that new political leaders will emerge from this election campaign who will shape UK politics in future years. Besides David Cameron, according to pre-election polls a likely candidate for moving into 10 Downing Street, this is particularly the case for the long-time rising star of Labour David Milliband and for Nick Clegg, who became a much more influential factor in this election and thus UK politics since his approval ratings soared in the wake of televised debates with Brown, Cameron and Clegg, from which he and the Liberal Democrats emerged with significantly higher approval ratings.

If the Tories fail to gain a clear majority, a hung parliament is likely for the first time in a generation and will probably bring about a mitigation of Tory Euroscepticism in government policy by the Labour or LibDem coalition partner, as both Milliband and Clegg are cosmopolitan, pro-Europeans and would like to keep the UK positively engaged in the European Union. Therefore, from a pro-European perspective, it seems desirable to see a coalition government form, regardless of its composition.

While hung parliaments have been the exception in the past and are unpopular in Britain, a stint of coalition politics may actually be healthy for the UK political system and could produce a successful government that tackles the problems with less ideological baggage. The increased complexity may also prompt the media to tone down its rhetoric and help the electorate make sense of a situation that is new for most.

The at least temporary shift has led to a situation in which a 2-horse-race became an election with a number of potential outcomes. While not all of the hopes will materialize, from an outside, pro-European perspective, this UK election and UK politics in general recently have become much more interesting to watch.